Mein Freund Ferdi...

... zig-tausend Kilometer hat er mich/uns auf dieser Welt gefahren - durch die entlegensten Gegenden in Patagonien, auf den schlechsten Sandpisten im südlichen Afrika, auf den Highways durch die USA, die Vereinigten Emirate und Oman - doch die letzten (Kilo)Meter geht er allein!

 

Mein Freund Ferdi hat unsere Welt verlassen!

Ich kann es immer noch nicht glauben, aber ich habe gestern von Anneliese - seiner alles geliebten Frau die Bestätigung erhalten.

 

Ferdi wurde von dieser Welt abberufen!

Ich bin wirklich kein Typ der in Erinnerungen schwelgt, aber der Tod von Ferdi geht mir wirklich sehr nahe und darum versuche ich durch diese Worte auch meine Trauer etwas zu lindern.

 

Ich habe ihn im Vorstand bei den Naturfreunden Keferfeld / Linz kennengelernt. Bald schon hatten wir über unsere Liebe zum Reisen eine enge Gesprächsbasis. Dass wir gemeinsame Reisen machten, war aber Zufall. Margit und ich flogen im November 2001 von Salzburg aus eine Woche nach Teneriffa und wen sahen wir da am Flughafen? Ferdi und Anneliese! Bei einem Glaserl Sekt (Margit hatte an diesem Tag Geburtstag) stellten wir fest, dass auch Ferdi & Anneliese nach Teneriffa wollen. Die beiden wohnten nicht weit weg von unserer Unterkunft und nachdem sie einen Mietwagen hatten, verabredeten wir uns zu einen gemeinsamen Ausflug (in den Loro-Park). Schon bei diesem Ausflug merkten wir, dass die "Chemie zwischen uns vieren passt" und so wurden aus diesem Ausflug zwei und in Folge mehrere grosse Reisen.

 

Dieser Bericht soll bei weitem kein Reisebericht sein, sondern ich möchte anhand einiger Anekdoten, an die wir uns gerne zurück erinnern, (Quasi nach dem Motto: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen!), mich nochmal an Ferdi zurückerinnern:

 

Unser "Cheffe"
Unser "Cheffe"

Unsere erste Reise ging nach Chile und der erste Teil war gleich einmal im tiefsten Süden, in Patagonien. Von Puerto Natales, eine der südlichsten (Gross)-Städte der Welt machten wir einen Ausflug per Schiff zu den Gletschern, die ins Meer "kalben". Die Abfahrt des Bootes ist um 8:00 Morgens, was bei den Chilene ungefähr Mitternacht gleichkommt. Also erklärten wir dem Besitzer mit Händen und Füssen, das wir um 7:00 das Frühstück haben wollen. Er nickte! Am Morgen trafen wir uns vor unseren Zimmern und schlossen noch Wetten ab, ob das Frühstück fertig sein würde.Als wir in den Frühstücksraum kamen war die Überraschung perfekt - ein Frühstücksbuffet mit allem was das Herz begehrt war aufgebaut! Ferdi sah sich das ganze an und bemerkte: da sind Toasts, da ist Wurst und da ist Käse - also so ein warmer Toast zum Frühstück wär doch was! Er rief den "Cheffe" und deutete auf den Toast, die Wurst und den Käse und sagte nur "PRRTA - PRRTA"! 5 Minuten darauf hatte er zwei perfekte Toasts!!!

Auf der Rückfahrt hatten wir saumässiges Wetter und so verbrachten wir die Zeit im Rumpf des Bootes. Am Nachbartisch erzählten einige Einheimische etwas von einem Restaurante Don Chicho und das dort das Essen lecker sein soll, aber was genau konnten wir nicht verstehen. Aber unsere Neugier war geweckt und so fragten wir unseren "Cheffe" wegen dem "Don Chicho". Er blockte zuerst, wir würden das nie finden usw. usw., aber dann bot er uns an, dass uns sein Neffe hinfüren würde. Also trafen wir uns zur vereinbarten Zeit und fuhren hinter ihm her. Natürlich merkte sich jeder von uns den Weg genau! Dort angekommen merkten wir auch warum sich unser "Cheffe" etwas gweigert hat - es war einfach eine Wellblechhütte! Wir liessen uns jedoch nicht beirren und hatten recht. Die Küche war zwar wirklich sehr einfach aber lecker. Das Lamm und auch die Hühnchen waren "La PLancha" - also "geradegebogen" aber hervorragend gewürzt und gegrillt. Und erst der Hauswein! Der Besitzer war natürlich stolz, dass Touristen in sein Lokal kamen und beschäftigte sich den ganzen Abend mit uns. Mit einer Art "russisch Kegeln" brachte er uns soweit, dass wir an diesem Abend einige Liter seines chilenischen Hausweines tranken - ein schwerer Rotwein, der aber sehr gut schmeckte und extrem süffig war. Das Ganze wär ja eigentlich kein Problem gewesen, wären wir nicht noch ein Stück weit vom Hostales gewesen! Obwohl wir uns alle den Weg eingeprägt hatten, gab es bei der Rückfahrt bei jeder Kreuzung vier Meinungen: Rechts - Links - Geraudeaus - Zurück! Wenn nicht zufällig ein Taxi vorbeigekommen wäre, dass uns zurückgebracht hat, würden wir heute noch im Kreis fahren!

Ein Jahr später ging es nach Südafrika/ Botswana/ Zimbabwe und Namibia. Von dieser Reise, die immerhin vier Wochen dauerte, gibt es zwar nicht einzelne Anekdoten zu erzählen, aber sie war geprägt von Ferdis "Spontanität was einzelne Filmszenen" betrifft. Mitten in Namibia, in den Naukluft-Bergen wollte er unbedingt eine Szene drehen, in der er mit einer Rolle Klopapier das Auto im Laufen verlässt um sch..... hinter einem Strauch zu gehen (müssen). Das war natürlich gestellt aber es hat viel Spass gemacht.

 

Ferdi fürchtete Hunde aber Geparden streichelte er.

 

Auf der Düstenbrook-Ranch lief dieser Gepard frei herum und wir alle streichelten ihn. Ferdi hatte zwar ein etwas mulmiges Gefühl (siehe seinen Gesichtsausdruck) aber er streichelte ihn!

Selbst einen Angriff des grössten Löwen hielt Ferdi locker dagegen. Es flog zwar die ganze Videoausrüstung und am Film war ein extremer Schrei zu hören (mit anschliessendem " bist du deppert"), aber wir haben alle Überlebt.

Auch ein Jahr später in USA war mit den Blödeleien kein Ende. Los ging es bereits am Flughafen Frankfurt. Nach allen Security checks stiessen wir auf "Amerika wir kommen" mit einem Schluckerl Schnaps an. Die Chefstewardess sah dass und teilte mir im Flugzeug dann mit: "you get no alcohol during the hole flight!!!" Ferdi hatte Glück, er hatte den Schnaps in eine Cola-Flasche gefüllt! ABER, bei jeden Picknik während des Urlaubs machte mich Ferdi darauf aufmerksam. Sobald ein Flugzeug über uns drüber flog kam von ihm: "Richi da fliegt die Stewardess von Delta Air drüber, versteck das Bier!"

Auch in Amerika wurden natürlich wieder einige "Fake-Clips" gedreht. Eine "Inhaftierung von Ferdi und Anneliese" in ein original Jail oder einSchusswechsel mit Bierflaschen als Colts zwischen Ferdi und mir im "Cowboystädtchen Calico". Diese Szene haben wir so echt geschauspielert, dass wir "Standing Ovations" con einer Reisegruppe von Japanern bekamen, die zufällig vorbeikamen - die glaubten echt da wird ein Film gedreht!

Dies waren nur einige Highlights aus unserer gemeinsamen Zeit. Um alle Anekdoten, Blödeleien und Schabernack unserer Urlaube aufzuzählen würde der Platz hier nicht reichen. Aber in meiner oder besser gesagt in unserer Erinnerung sind sie Allzeit vorhanden und werden nie vergehen.

 

Ferdi, lebe wohl - du bleibst unvergessen!